Prag ist die europäische Hauptstadt der Friedhöfe

Prag ist die europäische Hauptstadt der Friedhöfe

Wir waren heute auf dem Prager Fernsehturm (schon berichtet mit dreckigen Scheiben) und auf 3 (drei) Friedhöfen. Prag hat Unmengen an Friedhöfen und alle beherbergen unglaublich viele Tote. Geschuldet ist dies dem schwarzen Tod, der mehrfach in der Stadt wütete.

Aber laßt mich mit dem Fernsehturm, unserer ersten heutigen Station beginnen. Erbaut von 1985 – 1992 ist er eine besondere Erscheinung, weil er sich optisch-architektonisch von anderen Fernsehtürmen unterscheidet. Der architektonische Clou sind 12 schwarze Babyˋs, die die Röhren raufklettern.

Der Service im Restaurant ist grottig und die Scheiben überall dreckig.

Neben dem Fernsehturm ist ein jüdischer Friedhof zu finden, der laut Stadtfürer einfach nur „Jüdischer Friedhof“ heißt. Am Friedhof selbst ist zu lesen “ Old Jewish Cemmetry“. Fakt ist, er wurde im 17ten Jahrhundert angelegt und das hatte etwas mit der Pest 1679 bis 1680 zu tun. Nochmal richtig wichtig wurde er beim nächsten großen Ausbruch von 1713 – 1714. Interessant sind in dem Zusammenhang auch die Wolschaner Friedhöfe (werden durch eine Straße geteilt, daher Mehrzahl). Diese wurden im gleichen Zeitraum angelegt, aus der gleichen Not. So ist der Mensch nicht einmal im Tode gleich. Hintergrund hierfür ist sicher auch der jüdische Glaube. Dieser verbietet die Auflösung von Gräbern. Somit sind auf den jüdischen Friedhöfen unglaublich viele Leichen bestattet, es gibt jedoch nur für einen Bruchteil davon Grabsteine. Die Toten werden übereinander bestattet. Da kann ich mir vorstellen, daß von dieser Seite ein Beerdigung auf einem Friedhof einer anderen Glaubensrichtung abgelehnt wird. Denn auf z.B. christlichen Friedhöfen werden Gräber aufgelöst, wenn nicht mehr gezahlt wird.

Letztendlich waren wir bei „Dr. Franz Kafka“ auf dem neuen Jüdischen Friedhof. Wobei NEU relativ ist. Geplant wurde der Friedhof für 100.000 Tote, derzeit sind ca. 25.000 Leichen beerdigt. Unter anderem ebenjener Kafka.

Was jedoch für alle Friedhöfe gilt, ist die Änderung der Namensschreibung ab ungefähr 1920. Wurden Anfang des 20ten Jahrhunderts unheimlich viele Menschen mit rein deutschen Namen begraben, änderte sich dies mit der Gründung der Tschecheslowakei im Jahre 1918. Ein krasses Beispiel findet Ihr im Bild unten. Der Vater wurde in 1912 noch als Raubitschek begraben, der Sohn in 1930 bereits als Roubiczek.

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